Wellensittichkalender
Wilde Wellensittiche

Wilde Wellensittiche - Björn Bergmann
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Wilde Wellensittiche

(Melopsittacus undulatus)

 

-  der Ursprung unserer Heimvögel -

 

 

Es sind die unendlichen Weiten Australiens, in denen die wilden Vorfahren unserer vielfarbigen, munteren Stubenvögel noch heute leben und in großen Schwärmen mit tausenden von Artgenossen die Steppen des fünften Kontinents durchqueren.

 

Erst im freien Flug erschließt sich uns die Schönheit und Eleganz dieser wunderschönen, freiheitsliebenden Tiere. Im Schutze des Schwarms fliegen die wilden Wellensittiche durch das Outback des australischen Hinterlandes und erreichen dabei beeindruckende Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h pro Stunde.

 

Wellensittiche, die ein breites Spektrum verschiedenster Farben wahrnehmen können und mit ihren sensiblen Sinnesorganen bereits kleinste Erschütterungen ihrem noch so unscheinbaren Ursprung zuordnen können, bewachen sich gegenseitig.

 

Aufmerksam beäugen sie ihre Umwelt und stehen stets im akustischen Kontakt zueinander. Nur wenn sie sich sicher und wohl fühlen, können wir das für sie so typischen Gezwitscher hören.

 

Bei Gefahr werden wir nach kurzen Warnrufen selbst von einem tausend Vögel umfassenden Schwarm keinen Laut hören können. Lautlos harren sie dann bevorzugt in den hohen Kronen leuchtend grüner Eukalyptusbäumen aus und setzen auf die perfekte Tarnung ihres den Lebensumständen angepassten Gefieders. Nicht ohne Grund hat die Natur diese wunderschönen Tiere mit einem ebenso grünen Federkleid versehen, wie es die imposanten Eukalyptusbäume aufweisen. Die sonnengelben Köpfchen und die schwarzen Wellenzeichnungen auf den Flügelrücken lassen die widerstandsfähigen, grünen  Vögel im Spiel von Licht und Schatten im Blätterwald der Bäume nahezu unsichtbar werden.

 

Gelingt es dennoch einen in der Nahrungskette übergeordneten Greifvogel die Sittiche im Flug zu überraschen, so erschwert ein sofortiger, enger Zusammenschluss aller Wellensittiche das Lokalisieren und die damit verbundene Fokussierung auf einen einzelnen Vogel innerhalb des Schwarms. Dies aber ist die Vorraussetzung für die erfolgreiche Jagd des Greifvogels auf einen Wellensittich. Erst wenn er ein einzelnes Tier fest im Visier hat, wird er sich auf den kleinen, aber sehr wendigen Gegner stürzen. Die natürlichen Feinde des australischen, aber auch des entflogenen, domestizierten Wellensittichs, sind neben Habicht und Sperber insbesondere die blitzschnellen und ebenso wendigen Falken Australiens.

 

Doch selbst wenn es dem Greifvogel gelingt einen einzelnen Wellensittich zu fokussieren und diesen sogar von seinem Schwarm zu trennen, muss nicht jede Jagd für den Greif erfolgreich enden. Blitzschnelle und sehr geschickte Manöver des Wellensittichs erschweren den Fang des leuchtend grünen Flugkünstlers erheblich und lassen den Beutegreifer nicht selten leer ausgehen. Mit seiner extremen Wendigkeit und einer atemberaubenden Fluchtgeschwindigkeit von bis zu 120 km/h ist der australische Wellensittich wohl am ehesten mit unseren heimischen Rauchschwalben zu vergleichen. Entsprechend schwer dürfte es einem Greifvogel fallen, diesen geschickten Flugkünstler tatsächlich zu fangen.

 

Weitere natürliche Gefahren lauern auf Bäumen und auf dem Boden. Während verwilderte Hauskatzen nur selten einen frei lebenden, gesunden Wellensittich mit all seinen sensorischen Fähigkeiten erwischen dürften, sind es insbesondere australische Schlangen, die den Vögeln auf Bäumen und am Boden nachstellen. Da diese Jäger kaum ruckartige Bewegungsläufe produzieren, sind sie für den aufmerksamen, auf Bewegung konzentrierten Wellensittich visuell kaum wahrnehmbar. Auch der feinfühligste Tastsinn des Vogels, der jeden sich nähernden Menschen bereits durch leichteste

 

 

       

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Bodenerschütterungen verraten würde, kann eine schleichende Schlange, die keinerlei Erschütterungen bei der ihr eigenen Fortbewegung produziert, erkennen und ist ihr oftmals hilflos ausgeliefert. Nur dann, wenn die Schlange ihre zeitlupenähnliche Pirsch durch ruckartigere Bewegungsabläufe (plötzlicher Stillstand zur Witterungsaufnahme und Neuorientierung) unterbricht oder urplötzlich vorschießt, um den Vogel zu erfassen reagiert dieser blitzartig, aber eben nicht immer schnell genug…

 

Trotz erhöhter Aufmerksamkeit sind Wasser- und Futterstellen die potentiell größten Gefahrenquellen für Australiens wilde Wellensittiche. Denn hier sind sie durch die Aufnahme von Trinkwasser und Futter und das Abwehren von Nahrungskonkurrenten in ihrer Aufmerksamkeit abgelenkt. Hier könnten sogar verwilderte Hauskatzen dem nach Nahrung suchenden Wellensittich gefährlich werden.

 

Die größte Gefahr geht jedoch von der anhaltenden Dürre und zunehmenden Trockenheit aus, die große Gebiete Zentralaustraliens prägen. Die weltweit messbare Klimaerwärmung kostete bereits zahlreichen Tieren durch noch länger anhaltende Trockenzeiten das Leben. Obwohl die wilden Verwandten unserer zahmen Stubenvögel Temperaturen bis zu 45 Grad locker wegstecken, wirkt sich die Klimaverschiebung mit ihren immer extremer werdenden Wetterbedingungen zweifelsohne auch auf das Leben der in Freiheit lebenden Vögel aus.

 

Wie überall auf der Welt verändern sich auch in Australien die Wetterbedingungen. Die Dürrezeiten fallen länger aus und erschweren das Überleben vieler Tierarten, darunter auch das der Wellensittiche. Regenfälle, die sich sonst über eine bestimmte Regenperiode erstreckten, werden nun kürzer, dafür aber oftmals extremer. Um erfolgreich eine, oder besser noch zwei Bruten großziehen zu können, benötigen frei lebende Wellensittiche jedoch genügend Wasser und Sämereien. Gehen diese Quellen aus, sind die Elterntiere gezwungen, ihre Gelege und geschlüpften Kücken zurückzulassen um bessere Lebensbedingungen in weit entfernten Regionen zu suchen.

 

Auf diese Weise ist der Bestand wild lebender Wellensittiche in den 1990er Jahren erheblich zurückgegangen, konnte sich jedoch durch kurzzeitige, günstigere Wetterverhältnisse in den Jahren um 2005 wieder erholen.

 

Auszug aus dem kommenden Buch: "WILDE WELLENSITTICHE!" von Björn Bergmann

 

Text Copyright © Björn Bergmann, Worpswede im April 2011

 

 

 

Alle Fotos dieser Seite: Copyright © Björn Bergmann

 

 

 



 


 

 

 

 

 

 

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